Ter Beginn der Ständekämpfe.
61
machten, um parteiisch Recht zu sprechen. Viele Plebejer waren auch, wie die athenischen Bauern zu Solons Zeit, in Schulden geraten; da aber die Zinsen sehr hoch waren, so waren sie oft nicht in der Lage sie abzutragen; und nach dem strengen Schuldrecht wurde ihnen dann nicht nur die Habe genommen, sondern auch sie selbst nebst ihrer Familie verkauft.
In diesen Nöten faßten die Plebejer, wie die Sage berichtet, den Entschluß, Rom zu verlassen und auf dem „heiligen Berge" am Ufer ®,n£ng des Anio, der wenig oberhalb Roms in den Tiber mündet, eine neue Stadt zu gründen. Mit Weib und Kind zogen sie dorthin. Die Patrizier be- Berg, fanden sich in einer peinlichen Lage; endlich schickten sie, wie erzählt wird, Menenius Agrippa als Gesandten zu den Ausgewanderten, der sie durch die Erzählung von der Empörung der Glieder gegen den Magen zur Versöhnlichkeit stimmte. Trotzdem kehrten die Plebejer nicht eher wieder nach Rom zurück, als bis man ihnen das Recht eingeräumt hatte, eigene Beamte, die zehn Volkstribunen, zu wählen. Diese erhielten die Die^ou»-Aufgabe, jeden einzelnen Plebejer gegen Willkür und Mißhandlung seitens der Beamten zu schützen. Jede Amtshandlung des Konsuls, jeden Beschluß des Senats konnten sie durch ihren Einspruch ungültig machen; sie galten für unverletzlich, und wer sich an ihnen vergriff, wurde geächtet. Ihre Einsetzung war der erste Sieg der Plebejer.
§ 64. Coriolan. Ein besonders stolzer und trotziger Patrizier war der Sage nach Gnäus Marcius, der den Beinamen Coriolanus führte. Dieser machte bei einer Hungersnot den Vorschlag, an die Plebejer nur dann Getreide zu verteilen, wenn sie aus das Tribunat verzichteten.
Daraus wurde er von den Tribunen angeklagt; und da er seine Verurteilung voraussah, verließ er Rom. Er ging zu den Feinden seiner Vaterstadt, zu den Volskern, und bestimmte diese zu einem Feldzuge gegen Rom, in dem er selbst sie führte. Unwiderstehlich drang er bis eine Meile vor Rom vor. Gesandte, die man an ihn schickte, wies er ab; auch den Priestern, die ihn um Gnade anflehten, schenkte er kein Gehör; erst als die römischen Frauen, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin, bittend in seinem Lager erschienen, führte er das Volskerheer wieder nach Hause.
§ 65. Die Fabier. Cincinnatus. Unbändiger Standeshochmut, wie ihn Coriolan an den Tag legte, war ein wesentlicher Zug in dem Charakter der römischen Patrizier. Daß ste aber auch andere, bessere Eigenschaften besaßen, den Geist opferfreudiger Vaterlandsliebe, strengen Ernst und Einfachheit der Sitten, bewies das Beispiel der Fabier und des Cincinnatus.
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82
Geschichte der Römer.
e®Kchul Gajus Gracchus als Volkstribun dessen Ackergesetz und fügte
eine Reihe anderer Gesetze hinzu, deren letztes Ziel war, die Herrschaft des Senats zu stürzen und an ihre Stelle die Herrschaft der Menge, die Demokratie zu setzen Es sollten nicht nur in Italien Landanweisungen an arme Bürger erfolgen, sondern auch in den Provinzen, z. B. an der Stelle des zerstörten Karthago, Kolonien für sie gegründet werden; es sollte ferner an den römischen Pöbel von Staats wegen Getreide zu einem geringen Preise verkauft werden. Auch den Ritterstand suchte er für seine Partei zu gewinnen. Endlich nahm er sich auch der Sache der i t a l i s ch e n Bundesgenossen an, die es schon lange bitter empfanden, daß sie dieselben Lasten wie die römischen Bürger, z. B. die Wehrpflicht, zu tragen hatten, aber rechtlich ihnen nicht gleichgestellt wurden, und beantragte, daß sie das römische Bürgerrecht erhielten.
Aber dieser Antrag fand, so gerecht er auch war, nicht die Zustimmung des römischen Pöbels und ging nicht durch. Seitdem entstand gegen Gracchus starke Mißstimmung; und so kam es, daß er, nachdem er zwei Jahre lang das Volkstribunat verwaltet und wie ein Herrscher in Rom geschaltet hatte, für das nächste Jahr nicht wiedergewählt wurde. Bald Sein Tod darauf fand Gracchus feinen Tod. Er unterlag seinen Gegnern in einem Straßenkampfe. Am nächsten Tage fand man jenseits des Tibers seine Leiche und die eines treuen Sklaven; vermutlich hatte er sich von diesem töten lassen und der Sklave sich nachher selbst das Leben genommen.
2. Die Zeit des Marius und Sulla.
Der jugurthinische Krieg.
§ 88. Nach dem Tode des Ga jus Gracchus wurde die Adelsherrschast wiederhergestellt. Wie untüchtig aber, wie selbstsüchtig und bestechlich ein großer Teil des herrschenden Adels war, zeigte sich bald darauf in dem Kriege, der mit dem numidifchen Könige Jugurtha, einem Enkel des Mafinissa, zu führen war. Dieser hatte durch hinterlistige Ermordung seiner Verwandten den Thron Numidiens erworben. Als ihm sodann der Krieg erklärt wurde, bestach er römische Konsuln und Staatsmänner in unerhörter Weise.
Meteiliir. Erst seit ein tüchtiger und ehrenhafter Mann, Cäciliusmetellus, nach Numidien gesandt worden war, wurde der Krieg geschickt und tatkräftig geführt. Immerhin bot er in den gebirgigen, unwegsamen und wasserarmen Landschaften des inneren Numidiens viele Schwierigkeiten;
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Karthago Rom Cäciliusmetellus Numidien
§. 14. Die griechischen Heldensagen.
81
Scheidewege stand, nahten sich zwei Göttinnen. Die eine, schön und anmutig von Gestalt, neigte sich zu ihm hin und bot ihm Befreiung von allen Mühseligkeiten und Rettung aus allen Gefahren an, wenn er sich ihrer Leitung überlassen wolle; die andere, mehr ernst als schön, würdevoll und bescheiden, versprach ihm dagegen Ehre und Ruhm bei Menschen und Göttern, wenn er ihr folgen und den Gefahren und Mühseligkeiten des Lebens sich unterziehen werde. Herakles erblickte in der ersten Erscheinung die Göttin der Freude und Lust, in der andern die Tugend, und rasch reichte er der letzteren seine Hand. Seine außerordentliche Stärke und Gewandheit machten ihn ja auch zum Dienste der Tugend und Ehre besonders geeignet.
Heldenmut. Den ersten Beweis seines Heldenmutes gab er dadurch, daß er einen Löwen tötete, welcher am Kithäron die Herden des Königs Thespios schädigte. Darnach befreite er seine Geburtsstadt Theben von einem schimpflichen Tribut, welchen ihr die Bewohner von Orchomenos auferlegt hatten, und zwang diese räuberischen Nachbarn, künftig denselben Tribut an Theben zu entrichten. Hera, aufgebracht über den Ruhm des heranwachsenden Helden, veranlaßte daraufhin den König Eurystheus, die ihm durch Zeus' Schwur gewordene Oberherrschaft über Herakles zu benutzen und denselben aufzufordern, daß er komme und ihm diene. Unwillig begab sich Herakles zum Orakel nach Delphi und erhielt die Antwort, daß er zwölf Arbeiten, die Eurystheus ihm auferlege, vollführen und zwölf Jahre ihm dienen müsse, dann werde er unsterblich sein. Herakles fügte sich in sein Schicksal und unterzog sich der Aufgabe.
Die zwölf Arbeiten. Zuerst tötete er einen Löwen, welcher in der Nähe von Nemea im Peloponnes hauste. Da derselbe durch kein Geschoß erlegt werden konnte, so schlug ihm Herakles mit der Faust das Genick ein, zog ihm das Fell ab und hing es um. Darauf vernichtete er die lernäische Schlange (Hydra), welche sich in den Sümpfen von Senta in der Landschaft Argolis aufhielt und die ganze Umgegend verwüstete. Sie hatte sieben, neun oder gar hundert Köpfe. Sobald Herakles sie aus dem Sumpfe aufgescheucht hatte, schlug er ihr mehrere Köpfe ab, doch zu seinem großen Schrecken gewahrte er, daß an der Stelle jedes abgeschlagenen zwei neue hervorwuchsen. Da zündete sein treuer Gefährte Joläos den nahen Wald an, und nun versengten sie die nachwachsenden Köpfe der Hydra mit Feuerbränden bis auf den mittelsten, der unsterblich war. Auf diesen wälzte Herakles einen Felsblock, dann tauchte er seine Pfeile in das giftige Blut der Schlange. Die Hirschkuh der Diana, welche eherne Füße und goldene Hörner hatte und dabei von außerordentlicher Schnellfüßigkeit war, ermüdete Herakles durch unablässige Verfolgung und fing sie lebendig. Der erymanthische Eber verwüstete Thessalien. Herakles fing ihn und brachte das Tier lebendig auf den Schultern zu dem König Eurystheus, welcher sich vor Schrecken verbarg. In einem Tage reinigte sodann Herakles den Stall des Königs Augias von Elis. 3000 Rinder hatten viele Jahrein demselben gestanden; eine Reinigung war aber nicht vorgenommen worden. Herakles besann sich nicht lange, riß zwei Wände des Stalles ein und leitete den benachbarten Strom hindurch. Darnach erlegte er die stymphalischen Vögel, welche die Gegend um einen See in Arkadien verwüsteten, eherne
Cassians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. ß
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318
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
Langbaues, sodaß derselbe der Zahl jener entsprechend in drei oder fünf Schiffe abgeteilt wurde. Nach dem Vorbild der Basiliken wurden die ersten christlichen Kirchen gebaut (Teil Ii, §. 42).
Die Porticus, bedeckte Säulengänge, welche an verschiedenen Orten, hauptsächlich um das Forum und das Marsfeld errichtet waren, ruhten auf marmornen Säulen, waren mit Statuen und Gemälden ausgeschmückt und gehörten mit zu den größten Zierden der
Stadt; sie standen entweder einzeln oder hingen mit großen Ge-
bäuden zusammen.
Die Triumphbogen waren der römischen Kunst ganz eigentümlich. Ihre Form war in den gewölbten Stadtthoren bereits vorgebildet. Es waren hohe Bogen, häufig mit zwei kleineren zu beiden Seiten. Säulen oder Pilaster trugen das darüber befindliche Gesimse, über dem sich eine Attika, d. H. ein niedriger Maueraufsatz, erhob. Reicher plastischer Bildschmuck zierte die Wandflächen.
Die Denksäulen wurden zu Ehren großer Männer erbaut. Eine der frühesten war die zu Ehren des Cajus Duilius und seines Seesieges mit Schiffsschnäbeln gezierte. Sie wurde jedoch vom Blitz zerschmettert und an ihrer Stelle vom Kaiser Claudius eine andere errichtet. Die Basis der letzteren mit teilweise noch leserlicher Inschrift wurde 1565 in der Nähe des Kapitols wieder aus-
gegraben. Berühmt ist die Säule des Kaisers Trajanus, an welcher sich ein Band mit Darstellungen aus seinen dacischen Feldzügen hinauf windet, und die des Marcus Aurelius mit Darstellungen aus dessen Markomannenzügen.
Die Thermen oder öffentlichen Bäder waren sehr ausgedehnte, auf das verschwenderischste ausgestattete Bauten mit Schwimmbassins, Schwitzbädern, Säulenhallen für die Ringer, Sälen für Ballspiel, Bibliotheken u. s. w. Hier entfaltete sich besonders der Gewölbebau in großartigster Weise.
Die Theater, Cirkus und Amphitheater nahmen seit dem Ende der punischen Kriege immer mehr zu. In den letzteren fanden die bei dem Volke vor allem beliebten Kämpfe auf Leben und Tod statt, welche von Sklaven, Gladiatoren, aufgeführt wurden. Bald wechselten dieselben mit Tierkämpfen ab, und der Sinn des Volkes wurde seitdem so für diese blutigen Spiele eingenommen, daß man die edleren dramatischen Vorstellungen gering achtete und weit seltener besuchte. Die Theater waren den griechischen Theatern, die Cirkus den griechischen Rennbahnen nachgebildet; die Amphitheater umschlossen eine kreisförmige oder ovale Grundfläche. Das
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Extrahierte Personennamen: Cajus_Duilius Claudius Marcus_Aurelius
26
Erster Abschnitt.
drei Seiten, wie ausdrücklich gemeldet wird, eine gleichlautende Inschrift in griechischer, hieroglyphischer und demotischer Schrift trägt. Der Franzose Lhampollion machte mit dem Entziffern den Anfang, worauf deutsche Forscher das Werk fortsetzten.
4. Geschichte der Ägypter.
Die alten Reiche bis 2100 v. Chr. Der älteste Staat des Nillandes entstand am Eingang in das Deltagebiet. Als Gründer und ersten König (Pharao) desselben nennen ägyptische Inschriften den Menes, dessen Regierungsanfang in das Jahr 3892 v. Chr. gesetzt wird. Er erbaute Memphis und erhob es zur Hauptstadt seines Reiches, lehrte die Verehrung der Götter, errichtete in Memphis den Tempel des Sonnengottes Ptah und gab das erste Gesetz. Von Memphis aus leiteten die ersten zehn Herrscherhäuser (Pharao-dynastien) aus der Reihe der 26 Königsgeschlechter, welche von den Ägyptern aufgeführt werden, die Regierung des Landes.
Von den Nachfolgern des Menes werden drei Könige aus der 4. Dynastie genannt. Es sind die Erbauer der drei größten Pyramiden bei Memphis: Chusu, (von den Griechen Cheops genannt, 3091—3067 v. Chr.), Chafra (griechisch Chefren, 3067—3043 v. Chr.) und Menkera (griechisch Mykerinos, 3043—3020 v. Chr.).
Während der mittelägyptische Staat in Memphis aufblühte, entstand auch im Süden davon, in Oberägypten ein Reich, das in Th eben seine Hauptstadt erhielt. Später wurden beide Reiche vereinigt, und Theben wurde unter der 11. Dynastie Herrschersitz für Mittel- und Oberägypten. Eine stattliche Reihe von Königen hielt nun in dem geeinten Reiche den Frieden aufrecht und führte eine gute Verwaltung. Unter den Königen der 12. Dynastie, unter welchen mehrere des Namens Sosurtosis genannt werden, wurde im Süden Ägpytens Nubien erobert. Der sechste dieses Herrscherhauses ist Amenemja Iii. (c. 2200 v. Chr.), der von den Griechen Möris genannt wurde. Er legte zur Regelung der Nilüberschwemmung den Mörissee an und führte den großen Reichspalast, das Labyrinth, in der Nähe desselben aus.
Die Herrschaft der Hyksos 2100—1684 v. Chr. Als um das Jahr 2100 v. Chr. die dreizehnte Dynastie in Ägypten regierte und Bürgerkriege die Wehrkraft des Landes geschwächt hatten, brachen plötzlich von Nordosten her vereinigte semitische Nomadenstämme, von den Ägyptern S ch a s u genannt, in Unterägypten ein und unterwarfen sich das Land bis aus einen Teil Oberägyptens, wo sich einheimische Fürsten halten konnten, aber tributpflichtig wur-
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136 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
auf. Ja, er wurde zum Landesverräter, indem er heimlich mit den Persern unterhandelte, um sich mit ihrer Hilfe zum Herrn von Sparta zu machen. Er versprach dem Perserkönig die Unterwerfung aller griechischen Staaten und warb um die Hand seiner Tochter. Von den mißtrauisch gewordenen Spartanern zurückgerufen, setzte er in Sparta seine verräterische Verbindung mit dem Perserkönig fort. Ta brachte ein Zufall den schändlichen Briefwechsel, welchen Pausanias mit Xerxes führte, an den Tag. Ein Sklave öffnete nämlich den Brief, welchen ihm sein Herr übergeben hatte, und teilte den Inhalt den Ephoren mit. Als Pausanias merkte, daß er verraten sei, flüchtete er sich in einen Tempel. Aber die Ephoren ließen die Thüren schließen und vermauern, und die Mutter des Pausanias soll den ersten Stein dazu herbeigetragen haben. Auf diese Art verhungerte der elende Verräter 468 und wurde auf Befehl des delphischen Orakels vor dem Tempel begraben.
Themistokles' Ende. Die Spartaner zogen den Themistokles, den sie für ihren gefährlichsten Feind hielten, mit in den Sturz des Pausanias, indem sie ihn bei den Athenern verdächtigten, daß er mit den Persern ebenfalls in geheimer Verbindung stehe. Themistokles war für viele seiner Mitbürger bereits ein Gegenstand der Furcht geworden, weil man glaubte, ein so angesehener, thatkräftiger und ehrgeiziger Mann wie Themistokles könne sich leicht der Alleinherrschaft bemächtigen. Daher hatte man ihn schon 471 durch das Scherbengericht verbannt. Themistokles lebte seitdem zurückgezogen in der Stadt Argos, als er von den Verläumdungen der Spartaner hörte. Die Athener forderten alsbald den Angeschuldigten vor Gericht, allein Themistokles erschien nicht und wurde nun als Verräter verurteilt. Unstät irrte er einige Zeit in der Welt umher, bis er Ephesus in Kleinasien erreichte. Von hier aus ging er zu dem persischen König nach Susa und bat um Schutz (466). Artaxerxes, der Nachfolger des Terxes, sah es für einen Sieg an, daß seine Feinde den tüchtigen Mann vertrieben; er schenkte ihm die Einkünfte dreier Städte, und Themistokles lebte in einer derselben, zu Magnesia in Kleinasien, bis zu seinem Tode 461.
Athens Vorherrschaft. Das Betragen des Pausanias bewog die Griechen in Jonien und auf den Inseln, den Oberbefehl dem durch seine Milde und Redlichkeit ausgezeichneten Aristides zu übertragen und sich unter den Schutz Athens zu stellen. Der neu gestiftete Bund hatte seinen Versammlungsort auf der Insel Delos, wo sich das Schatzhaus sür die Beiträge der einzelnen Gemeinden befand, und
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§. 2. Die Chinesen.
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lehrte den Ackerbau und pflügte in eigener Person, um denselben zu ehren, führte Münzen ein und half seiner Gattin den Seidenbau verbreiten. Neben diesen Beschäftigungen mit Ackerbau, der Zucht der Seidenraupe und der Gewinnung des Thees können sich die Chinesen vieler Erfindungen rühmen. Die Bereitung des Porzellans, der Seide, des Papiers, des Schießpulvers, sowie die Anwendung des Kompasses und der Druckerei mit Holztafeln (900 n. Chr.) waren ihnen früher als den Europäern bekannt.
Um 1234 n. Chr. eroberten die eigentlichen Mongolen China; ihre Herrschaft wurde aber 1368 gestürzt; 1644 bemächtigte sich die Horde der Mandschu des Landes, und die von ihnen gegründete Dynastie herrscht bis auf unsere Zeit. Die Eroberer unterwarfen sich der chinesischen Civilisation, und ihre Heimatländer wurden Provinzen des chinesischen Reiches. Um 250 v. Chr. hatte man es für nötig gefunden, das Reich gegen die Völker des innern Hochasiens durch eine große Mauer abzuschließen. Sie beginnt im N.w. bei der Stadt Sot-scheu, läuft auf einer Strecke von mehr als 300 Meilen über Berge, Thäler, Abgründe, Flüsse bis zum Meerbusen von Petscheli hin und ist an besonders gefährlichen Stellen, wichtigen Pässen rc. doppelt oder gar dreifach. Sie hat eine 1,5 m hohe Brustwehr mit Schießscharten und ist in bestimmten Entfernungen mit kegelförmigen 11 m hohen Türmen versehen. Da die Tartaren, gegen welche sie ursprünglich erbaut wurde, längst unterworfen sind, so hat sie ihre Bedeutung verloren und geht ihrem Verfalle entgegen.
Der Beherrscher des chinesischen Reichs heißt „der himmlische Sohn" und führt den Titel Kaiser. Er ist unumschränkter Herr über Leben und Tod seiner Unterthanen, soll aber auf die Stimme des Volkes hören. Er ernennt alle Beamte, welche Kuane (Vorgesetzte) oder Mandarinen (Befehlshaber) heißen, fordert strengen Gehorsam, willenlose Unterordnung und vereinigt alle Fäden der Regierung und Verwaltung in seinen Händen. Der Staat gleicht deshalb einer durch ein Heer von Aufsehern überwachten Maschine. Alles ist in strenge Regeln gebracht, die Wissenschaften werden auswendig gelernt, die Staatsgeschäfte mechanisch betrieben; jeder Beamte wird geprüft.
Als Gründer und Ordner des Staats- und Religionswesens verehren die gebildeten Chinesen den weisen Konfucius (Kong-su-tse, 560 v. Chr.). Er sammelte und ordnete die alten Religionslehren und Gesetze, lehrte das Dasein eines unsichtbaren Gottes,
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84 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
Kämpfe mit Riesen und Ungeheuern. Damals brachte die Erde Riesen hervor, welche durch Größe und Stärke die Menschen weit überragten. Ohne Gefühl für Recht und Billigkeit mißbrauchten sie ihre Stärke zu Gewaltthätigkeiten und verübten viele Frevelthaten. Schon Herakles hatte manchen Unhold dieser Art niedergeschmettert; Theseus wollte jenem Göttersohne an Ruhm nicht nachstehen und hielt den Weg zur See für eine schimpfliche Flucht vor jenen Bösewichten, welche die Landstraße unsicher machten. Darum trat er die Reise zu Land an. Auf seinem Gange traf er zuerst den Riesen Periph^tes, der eine eiserne Keule als Waffe trug, wovon er den Beinamen Keulenträger führte. Theseus erlegte den Riesen, welcher ihn an der Weiterreise hindern wollte, und nahm als Siegeszeichen die erbeutete Keule mit sich. Auf der Landenge von Korinth saß der Fichtenbeuger Sinis; der überfiel die Reisenden, packte sie und band sie mit je einem Fuße an zwei niedergebogene Fichten. Sobald ihm das gelungen war, ließ er die Bäume wieder in die Höhe schnellen und die unglücklichen Opfer in Stücke reißen. Weiter lebte in der Nähe von Megara an einem Felsenpfade unweit des Meeres ein anderer Unhold, Namens Skiron; der zwang die Vorübergehenden, ihm die Füße zu waschen, und schleuderte sie während der Arbeit ins Meer. In der Landschaft Eleusis peinigte ein gewisser Pro-krüstes die Wanderer durch seine Betten auf empörende Weise. Er legte nämlich die kleinen in ein großes Bettgestell und renkte ihnen die Glieder durch eine Art Folter nach der Länge des Bettes aus, bis sie verschieden; die großen aber brachte er in ein kleines Bett und hieb ihnen die über das Gestell hängenden Beine ab, fodaß sie verbluten mußten. Diese Unholde ließ Theseus zur Strafe desselben Todes sterben, den sie selbst schon Tausenden bereitet hatten. Nach diesen Abenteuern kam er nach Athen. Ägeus erkannte seinen Sohn an dem Schwerte und an den Schuhen und freute sich, daß Thefeus bereits so schwere Abenteuer bestanden hatte.
Theseus in Athen. In Athen herrschte damals große Trauer. Die Athener hatten nämlich den Sohn des Königs Minos von Kreta meuchlings getötet, weil er alle Bürger in den Wettkämpfen besiegt hatte, und dadurch diesen König zu einem Rachezug gegen die Stadt veranlaßt. Auch die Götter zürnten Athen ob solchen Frevels; es wuchs nichts auf den Feldern, die Quellen vertrockneten, und Seuchen rafften viele Menschen hinweg. Als die Athener in ihrer Not das Orakel um Rat fragten, gebot ihnen dieses, den König Minos unter jeder Bedingung zu versöhnen. Sie fügten sich darum den harten Forderungen des Minos, welcher ihnen auferlegte, neun Jahre lang jährlich 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen nach Kreta zu schicken. Schon zwei Jahre hatte Athen diesen traurigen Tribut von blühenden Söhnen und Töchtern gestellt und dieselben nicht wiedergesehen. Sie waren nämlich in Kreta in das Labyrinth gebracht worden, ein Gebäude voller Jrrgänge, ans dem niemand den Rückweg fand. Dort hauste der Minota uros, ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Tier, das sie erwürgte und verzehrte. Als die abzusendenden Kinder nun wieder ausgelost wurden, bot sich Theseus freiwillig als Opfer an, fest entschlossen, feine Vaterstadt auf immer von diesem Jammer zu befreien. Ägeus trauerte, daß er seinen Sohn so bald wieder verlieren sollte; allein Theseus tröstete ihn und teilte ihm sein Vorhaben
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86
Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
3. Der thebanische Sagenkreis.
Fern von Griechenland, in Phönizien, regierte einmal ein König, Namens Ag^nor; der hatte zwei Kinder, die Europa und den Kadmos, welche beide ein seltsames Schicksal erfuhren.
Zeus raubt Europa. Zeus, der Herrscher der Götter, begab sich einst in Gestalt eines weißen Stieres an das Meeresgestade, wo Europa mit ihren Frauen wandelte. Das junge Mädchen sprang herzu, das herrliche Tier zu bewundern, und war so dreist, sich auf den Rücken desselben zu setzen. Dieses sprang aber auf, trug das Mädchen dem Meere zu und stürzte sich mit solcher Geschwindigkeit hinein, daß jeglicher Hilferuf vergeblich war. Der Stier trug seine Beute nach der Insel Kreta und nahm hier seine göttliche Gestalt wieder an.
Kadmos gründet Theben. Europas Vater Agenor war in Verzweiflung über den Verlust seines teuren Kindes und erteilte seinem Sohne Kadmos den Auftrag, Europa in der ganzen weiten Welt zu suchen und nicht heimzukehren, bis er sie gefunden hätte. Kadmos reifte ab; aber alle seine Nachforschungen nach feiner Schwester waren vergeblich. Da er nun zu seinem Vater nicht mehr zurückkehren durfte, so fragte er das Orakel um Rat, wo er sich niederlassen und eine neue Heimat gründen solle. Er erhielt den Befehl, an dem Orte eine Stadt zu erbauen, zu welchem ein Stier ihn hinleite. Kadmos gehorchte und baute Theben in Böotien. Die Sage berichtet weiter, seine Gefährten hätten an einer Quelle Wasser schöpfen wollen, seien aber von einem Drachen verschlungen worden. Kadmos habe hierauf ihren Tod gerächt, das Ungeheuer erlegt und auf den Rat der Athene die Zähne desselben in ein naheliegendes Feld gefäet. Aus dieser seltsamen Saat seien bewaffnete Männer hervorgegangen, welche anfangs den Kadmos angegriffen, dann aber ihre Schwerter gegen sich selbst gewandt und sich bis auf 5 getötet hätten. Diese sollen ihm geholfen haben, die neue Stadt zu gründen.
Kadmos führte in Griechenland phönizischen Gottesdienst und den Gebrauch der Buchstaben ein. Da ihm aber das Orakel mitgeteilt hatte, daß seinen Nachkommen die größten Unglücksfälle bevorstünden, so verbannte er sich selbst ans Theben und zog nach Jllyrien, wo er und seine Gemahlin Harmonia in Schlangen verwandelt wurden.
Unter den Nachkommen des Kadmos ist das Geschick des Königs Lai'os und seiner Familie das traurigste und gab den Dichtern des Altertums reichen Stoff zu Trauerspielen.
König La'i'os und Jokäste. Dem König Laios hatte das Orakel geweissagt, der Sohn seiner Gemahlin Jokäste (Epikaste) werde ihm Thron und Leben rauben. Aus Furcht gab er darum seinen Sohn einem Hirten und gebot demselben, dem Knäblein die Knöchel zu durchstechen und es an einen Baum aufzuhängen. Der Hirte empfand aber Mitleid mit dem zarten Kinde und gab es einem Dritten; dieser brachte es nach Korinth, wo das königliche Ehepaar, welches kinderlos war, Elternstelle an dem Unglücklichen vertrat und den Knaben großzog. Man nannte den Kleinen zum Andenken an die Narben, welche an feinen Füßen zurückgeblieben waren, Ödipus d. h. Schwellfuß.
Ödipus wuchs am Hose des korinthischen Königs Polybos kräftig
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Extrahierte Personennamen: Zeus Kadmos Kadmos Harmonia Jokäste Schwellfuß Ödipus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europa Europa Europa Kreta Theben Europas Europa Böotien Griechenland Theben Korinth